Spayathon (10-tägige Kastrationsaktion) im Mai 2013 Craiova, Rumänien "Schon bei der rund 3 stündigen Zugfahrt von Bukarest nach Craiova war ich fasziniert von dieser unendlich scheinenden grünen Landschaft: Hie und da einige Pferde auf dem Feld, ein Hirte mit seinen Schafen. In einem der ärmsten Länder Europas, welches sich mit ganz anderen Problemen als den massenhaft auftretenden Strassenhunden beschäftigt, war es schwer sich vorzustellen, was uns in den nächsten Tagen erwarten würde. In Craiova angekommen, begrüsste uns der Rumänische Tierarzt Dr. Aurelian Stefan wie immer mit einer herzlichen Umarmung. Mit dem neuen roten Lieferwagen, welcher zum Transport der vielen zu kastrierenden Strassen- und Heimtiere benutzt wurde, fuhr er uns ins Hotel, um erst mal unser Gepäck abzuladen. Wir konnten es kaum erwarten, die nur 5min zu Fuss entfernte Klinik Familyvet zu besichtigen, welche Aurelian Stefan zusammen mit seinem Bruder Petrisor vor einigen Jahren aufgebaut haben. Als in der Schweiz tätige Tierärztin war ich überwältigt von den professionell eingerichteten und modernen Laborgeräten, sowie dem digitalen Röntgen und dem grossräumigen Operationsbereich. Eine selbst für Schweizer Verhältnisse top ausgerüstete Klinik. Neben dem täglichen Klinik-Alltag mit ambulanten und stationären Patienten, kastrieren, behandeln und betreuen die Mitarbeiter hier auch ehrenamtlich Heim- und Strassentiere, welche ohne ihre Hilfe elend zugrunde gehen würden. Dank grosszügiger Spenden von verschiedenen Hilfsorganisationen wie der RAR Romanian Animal Rescue und der Susy Utzinger Stiftung aus der Schweiz, aber vor allem dem unermüdlichen und unentgeltlichen Einsatz der Tierärzte und Praxisassistentinnen der Familyvet Klinik konnten so schon unendliche traurige Schicksale von heimatlosen Tieren abgewendet werden. An unserem ersten Arbeitstag kamen nach einem kurzen Einführen und gegenseitigen Vorstellen der einzelnen Helfer und Mitglieder anderer Tierschutzorganisationen schon die ersten Hunde in den OP-Vorbereitungsraum. Hier arbeitete die 5-Köpfige Crew der SUST in den nächsten Tagen im Akkord. Rund 50-70 Hunde und Katzen pro Tag wurden markiert, mit Antibiotika und Schmerzmittel versorgt, ausgeschoren und für die bevorstehende Kastration vorbereitet. Nach der Operation wurden die Hunde und Katzen in einen Aufwachraum im Untergeschoss des Gebäudes gebracht, wo sie von weiteren Helfern überwacht wurden. Während die Tiere noch schliefen konnten so noch Wunden versorgt, Zecken entfernt und Flohmittel aufgetragen werden. Unterdessen ging es im Hof der Klinik weiter mit der Aufnahme und Kennzeichnung weiterer Patienten, welche dort auch gleich ihre Narkosespritze verabreicht bekamen. Unser Team durfte an seinem freien Tag verschiedene Tierheime besuchen, um sich die Situation ausserhalb der Klinik ein wenig besser vor Augen zu halten. Im öffentlichen Tierheim verabreichten wir den Vierbeinern auch gleich Entwurmungstabletten, welche für die teilweise schwer von Magen-Darmparasiten und Herzwürmern befallenen Hunde dringend notwendig waren. Bis auf ein in Bezug auf Haltung und Betreuung der Tiere sehr schlechtes Beispiel erkannte man in einem von der Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz schon unterstütztem Tierheim (Speranta pentru Animale) die Fortschritte seit dem letzten Besuch, welchen ich nur von Fotos kenne. Die Tiere wurden optimal betreut, kranke und junge Tiere räumlich voneinander getrennt und die Boxen waren sauber und mit frischem Wasser und Futter ausgestattet. Es handelte sich hier grösstenteils um ehemalige Strassentiere, welche veterinärmedizinisch versorgt werden mussten und nun nicht mehr auf der Strasse sich selbst überlassen werden konnten. Für diese Tiere wurde nun ein Platz bei einer Familie oder Einzelpersonen gesucht. Ein enormer Zeit- und Kraftaufwand, den die Mitarbeiter dieses Tierheims in ihrer Freizeit ebenfalls unentgeltlich betreiben. Wenn ich mir vor Augen halte, über wie wenig finanzielle Mittel und Möglichkeiten die Tierschützer in der rumänischen Stadt Craiova im Vergleich zu zentraleuropäischen Ländern verfügen, ist es eine grossartige Leistung. Es ist ein langer und teilweise sehr frustrierender Weg, die Strassenhundeproblematik in diesem Land zu bewältigen. Es kommt für diese Leute nicht nur aus rein moralischen und ethischen Gründen nicht in Frage, diese Tiere ihrem Schicksal zu überlassen. Da der Staat leider grösstenteils noch nicht eingesehen hat, dass das Töten von möglichst vielen Strassentieren nur wieder Platz für eine neue Population und die Gefahr der Einschleppung gefährlicher Zoonosen wie Tollwut begünstigt, sind die Tierschützer dort auf sich selbst gestellt. Sie sind auf internationale Hilfe angewiesen. Während des Spayathons (grosse 10-tägige Kastrationsaktion) im May halfen rund 30 Freiwillige aus aller Welt mit über 550 Tiere zu kastrieren, markieren und gegen Tollwut zu impfen. 550 Tiere, welche nun keine Gefahr mehr darstellen, sich exponentiell zu vermehren und nun auch kein Tollwutrisiko für den Menschen mehr darstellen. Ein Aufwand der sich mehr als nur lohnt und sehr grosse Anerkennung verdient." Med. vet. Julie Schwechler