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SUST-Kastrationsaktionen in Rumänien

Nereju, Kreis Vrancea, Ostkarpaten - Juni 2024

Unser „Kastra-Team“ vom OAH Bukarest tourt mit der mobilen Klinik unermüdlich, auch in ganz entlegene Gegenden von Rumänien, um Tieren zu helfen.

Von April bis Juni unter anderem in: Sibiu, Frumusani, Popesti, Moreni, Comanesti und Nereju.

 

In Nereju war das Team das erste Mal, darum erzählen wir zusammenfassend für alle Kastrationsaktionen in diesem Zeitraum die schöne Geschichte von Nereju:

Sie beginnt mit Dorina, die von allen Dodo genannt wird.

Dodo lebt im sehr abgelegenen Nereju, in den rumänischen Ostkarpaten. Ein klassisches „Sackgassen“ Gebiet. Hier zieht man nicht hin, nur weg. Auch wegen den starken seismischen Aktivitäten. Immer wieder bebt in der Region die Erde. Der Tierschutz und somit die Kastrationspflicht für Streuner standen daher lange nicht im Fokus der politischen Themen. Das hat sich jedoch geändert, seit die Stadt einen neuen Bürgermeister hat. Der neugewählte Bürgermeister hat sich letztendlich sogar als Fahrer für unsere Kastrationsaktion zur Verfügung gestellt.

In Nereju gibt es keinen Tierarzt, die nächste Klinik ist 2 Fahrstunden entfernt. Die Zahl der Streuner ist darum riesig, aber Dodo will nicht länger zuschauen, wie ihre vierbeinigen Freunde leiden. Auch wenn in Rumänien per Gesetz eine Kastrations-, Kennzeichnungs-, Registrierung- und Impfplicht besteht, wenn keine Veterinärmediziner vor Ort sind, erhalten diese Tiere auch keine Hilfe. Dodos Tochter ist glücklicherweise Tierärztin, so fuhr Dodo, wann immer sie die Gelegenheit hatte, mit einem Auto voller Hunde 70-80km in ihre Klinik. Bis zu 60 Tieren konnte Dorina so schon helfen - und - ihre Tochter engagiert sich ebenfalls. Allein im Jahr 2023 konnte sie 1000 Tiere kastrieren.

Gerne wäre sie auch bei unserer Aktion mit Tatkraft dabei gewesen, aber Dorinas Tochter hat am ersten Kampagnentag ein Kind geboren. Wir hoffen natürlich, dass somit der TierschützerInnen Nachwuchs in der Region gesichert ist.

 

Apropos Nachwuchs. Bereits auf dem Weg nach Nereju, etwa 20 Minuten vor Ankunft nahm die bis anhin eintönige Anreise von unserem Team eine dramatische Wendung.

„Wir sahen ein wackliges, schwarzes Etwas mitten auf der Strasse. Sofort hielten wir an. Es war ein winziges Welpen Weibchen, mehr tot als lebendig.“ so beschreibt es Dr. Irina Corps-Rudnic. „Wir haben uns rasch gemerkt, wo wir sind, aber haben dann sofort Nothilfe geleistet. Angetrieben von der rot-gelblichen Flüssigkeit, die dem armen Fellknäuel aus dem Mund tropfte.“

Bei der Untersuchung hat sich gezeigt, dass sie nicht ausser ihren Kopf bewegen konnte, ihre Augen waren geschlossen. Das Team hat alle erforderlichen Massnahmen vorgenommen, auch wenn sie sich wenig Chancen ausrechneten. Es sah ganz danach aus, dass sie angefahren wurde und ein Schädelhirntrauma, mit oder ohne Verletzungen des Rückgrats aber bestimmt einige innere Verletzungen erlitten hatte.

 

Das sind schwere Momente, auch für ein Team, welches tagtäglich schlimme Tierschicksale erlebt. Umso mehr hat sich das Team sich am nächsten Tag gefreut als sie das Welpchen nicht nur lebend, sondern so richtig lebendig begrüsst hat!

Mit weit offenen Augen war sie sehr interessiert an allem - aber vor allem am verführerischen Duft vom Nassfutter. Zwar waren ihre Bewegungen noch sehr unkoordiniert, aber Naruja bekam nicht genug. Jawohl. Ab diesem Zeitpunkt bekam sie einen Namen, nämlich den vom Dorf, in dem sie gefunden wurde.

Und als ob das die beste Medizin war, ging es ihr im Verlauf des Tages stetig besser. Am Abend konnte Naruja bereits trinken, essen, Pippi und auch „Nummer 2“ machen - und untermalte das jeweils auch lautstark mit ihrem Nachtigallengesang. Wir wissen nicht, was Naruja in Zukunft erwartet, sind aber überglücklich, dass wir ihr eine Zukunft geben konnten.

 

Das „Motto“ der Kampagne war „Speed“. Wegen der grossen Hitze wollte das Team rasch arbeiten, damit keine Tiere zu lange warten mussten. Dem ist es geschuldet, dass in diesen beiden Tagen 122 Tiere kostenlos kastrieret werden konnten. 20% mehr als vorgenommen - inkl. der 3 Katzen des neuen Bürgermeisters, der fortan mithelfen will über unsere wichtige Tierschutzarbeit aufzuklären. Mit Dodo, ihrer Tochter und dem frischgeborenen Nachwuchs haben wir wunderbare TierschützerInnen in dieser abgelegenen Region an unserer Seite, die den Tierschutzgedanken weitertragen…

…Müde und glücklich, machte sich das Kastrationsteam auf die Heimreise. Und diese steht symptomatisch für unsere Arbeit in Rumänien…

Denn, natürlich hielten sie an der Stelle, an der sie Naruja gefunden haben. Was sie dort entdeckten, war so bitter, dass Tränen flossen. „Wir haben die Mama unserer Patientin getroffen, eine schwanzwedelnde schwarze Hündin mit einem weiteren Welschen im Schlepptau. Eine Anwohnerin, die unsere Ambulanz entdeckte, hat uns erzählt, dass die Hündin vor einem Monat dort ausgesetzt wurde, mit sieben kleinen Welpen.“ Sie wurde zwar gefüttert von da und dort, aber niemand konnte sie aufnehmen. Da die Hundekinder alle nun das Entdeckungsalter erreicht haben, ihr „zuhause“ jedoch direkt an der Schnellstrasse liegt, war ihr Schicksal besiegelt. „Naruja hatte bloss Glück, dass wir sie rasch nach dem Unfall gefunden haben.“ sagt Dr. Irina Corbu-Rudnic und fügt an:

„Nun standen wir vor dem nächsten Dilemma. Die Mutterhündin und ihr Welpe mitzunehmen, würde „lebenslänglich im Tierheim“ für sie bedeuten. Als Tierretter wissen wir, dass solche Tiere wenig Chancen auf Adoption haben und die Tierheime überfüllt sind. Wir standen schon oft vor solchen schlimmen Entscheidungen, aber wir fuhren „nur“ mit Naruja weiter - und die Bilder ihrer zurückgelassenen Familie und deren unsicheren Zukunft verfolgen uns noch heute. Wir fühlen uns ohnmächtig!“

 

Oft sind die Tage unseres Teams gefüllt mit Musik, Witzen und natürlich mit harter Arbeit. Aber manchmal, an Tagen wie diesen, wenn sie direkt und persönlich mit Schicksalen konfrontiert werden, dann wächst das Gefühl von Hilflosigkeit und Frust fast ins Unermessliche.

„Wir sagen uns dann jeweils, dass wir deshalb ständig unterwegs sind, weg von unseren Familien, mit einem Zigeunerdasein. Wir sind bestrebt, für möglichst viele Hunde und Katzen, die unseren Weg kreuzen, einen Unterschied zu machen. Und wir sind Teil einer grossen Familie, die uns das ermöglicht: Unsere langjährigen Freunde bei SUST. Wir versuchen, diesen Gedanken irgendwo über alles andere zu heften, damit wir uns darauf konzentrieren können, mit bescheidener Dankbarkeit eine Kampagne nach der anderen weiter zu kastrieren.“ Dr. Irina Corbu-Rudnic

 

Das zeigt, wie wichtig Ihre Spenden sind. Auch wir sind dankbar, so ein engagiertes und professionelles Team an unserer Seite zu wissen. Tierschutzprofis mit Herz und Verstand. Gemeinsam packen wir das Problem an der Wurzel. Vielen Dank, dass Sie mit Ihren Möglichkeiten mitanpacken! Denn, Sie machen den Unterschied, den entscheidenden Unterschied für Naruja und unzählige weitere Tiere!

> www.susyutzinger.ch/spenden

 

Nereju, 18.und 19. 6. 2024: 122 Kastrationen

Moreni, 8. und 9. 5. 2024: 133 Kastrationen

Popesti Leordeni, 15. - 17. 4. 2024: 180 Kastrationen

Frumusani, 10. - 12. 4. 2024: 247 Kastrationen

Sibiu, 3. - 7. 4. 2024: 396 Kastrationen

 

 
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