Auch oder gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten sind Tiere auf unsere Hilfe angewiesen. Umso dankbarer bin ich, dass viele von Ihnen nicht nur an sich selber dachten, sondern auch in finanziell schwierigen Zeiten ein Herz für Tiere in Not zeigten. Herzlichen Dank!
Schon seit der Kindheit ist mir die Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz ein Begriff. Meine bis anhin „nur" finanzielle Unterstützung ist im letzten Jahr dem Sitz im Stiftungsrat und auch zahlreichen aktiven Einsätzen im In- und Ausland gewichen. Dabei sind mir viele - positive wie negative - Tierschicksale begegnet, ich habe Einblick in neue Kulturen gewonnen und konnte dabei den Grundstein für neue Freundschaften legen.
Im Februar war ich Teil einer 16-köpfigen Einsatztruppe, die in der Katzenendstation Gals geputzt, aufgeräumt und umgebaut hat. Zahlreiche Katzen wurden mit unserer Hilfe ausgekämmt, Ohren und Augen geputzt und kleinere Blessuren gleich vor Ort behandelt. Manche waren so scheu, dass man sie nur von weitem zu Gesicht bekam, andere wieder nahmen dankbar die offerierten Streicheleinheiten entgegen. Die Katzenendstation dient als Anlaufstelle für alte, chronisch kranke oder verhaltensauffällige Katzen, welchen so noch eine Alternative zur Euthanasie geboten werden kann.
Im Mai standen gleich zwei Projekte an. Zum einen verbrachte ich erneut einen Tag in Gals, zum anderen absolvierte ich meinen ersten Auslandaufenthalt im Rahmen der SUST. Das privat geführte, halboffizielle Hundeheim im Dubrovnik ist das Auffangbecken für rund 200 Hunde. Sie leben in grossen Rudeln in grossen Aussengehegen. Viele davon leiden an Leishmaniose, einer Infektionskrankheit, die durch Mücken übertragen wird und das Abwehrsystem der erkrankten Hunde beeinträchtigt. Die Tiere zeigen entweder massivste Hautprobleme mit Ekzemen, offenen Wunden und Entzündungen am ganzen Körper oder leiden an gravierenden Magen-Darm-Problemen mit unstillbarem Durchfall. Auch das Ektoparasitenproblem, das heisst der äusserliche Befall mit Flöhen, Milben und sonstigem Ungeziefer, ist gross. Alle Tiere waren mit blutsaugenden Zecken übersäät, die Welpen und schwächere Adulttiere litten bereits unter Blutarmut. Die idyllische Lage auf einem Hügel über Dubrovnik kann nicht über die infrastrukturiellen Mängel hinwegtäuschen: Es gibt weder Strom noch fliessend Wasser und da die Betreiberin die meiste Zeit alleine für das ganze Heim verantwortlich ist, sind auch die personellen Kapazitäten massiv begrenzt. Ihr Einsatz für die Tiere ist enorm und bewundernswert, aber gerade in so einem Fall ist es manchmal schwierig, die nötige Distanz zu waren und für schwierige Entscheidungen wie die Euthanasie eines schwer kranken oder leidenden Tieres die erforderliche Objektivität an den Tag zu legen. Erschwerend dazu kommt, dass das Heim in ehemaligem Militärgebiet angesiedelt ist und als Relikt des Kosovokrieges das ganze Gelände mit Munition und Kriegsabfall übersäät ist. Während des Einsatzes haben wir nicht nur alle Hunde gegen Zecken und Würmer behandelt, sondern auch kiloweise Abfall entsorgt und die Gehege gesäubert. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viel man als fünfköpfiges Team an einem Tag erreichen kann und wie dankbar die Leute vor Ort über die Unterstützung sind. Durch die grosszügigen Spenden konnten wir nach der Reinigungsaktion die Gehege mit neuen Decken und Spielzeug ausrüsten. Ich hoffe sehr, dass wir an diesem wunderschönen Ort mit unserem Einsatz die nötige Basis für eine erfolgreiche Sanierung des Heimes legen konnten. Der Ort als aufkommende Tourismusdestination braucht eine solche Institution und mit dem jetzigen Projekt ist der wichtigste Schritt getan. Gerne würde ich wieder zurückkehren und inmitten der Hunderudel den infarstrukturiellen Ausbau und die dringend notwendige medizinische Grundversorgung vorantreiben.
Kurz vor Weihnachten reiste ich als Teil einer Fünfergruppe nach Hurghada, Aegypten. Etwas ausserhalb der Stadt, mitten in der Wüste, befindet sich das Bluemoon Animal Center, eine Auffangstation für herrenlose Hunde, Katzen und seit neustem auch für Esel. Während einer Woche haben wir alle Tierheimtiere, viele Strassenhunde und auch Tiere von privaten Besitzern kastriert, gechipt, geimpft und entwurmt. Die Arbeitsbedingungen in der Wüste sind nicht vergleichbar mit denen hier. Nichts desto Trotz konnten wir auch im Feld unter einfachsten Bedingungen seriöse Veterinärmedizin leisten. Zentrale Aufgabe war auch wie in früheren Einsätzen die Aus- und Weiterbildung des Tierheimtierarztes und anderer interessierten Veterinären vor Ort. Diese Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung ist zwar nicht immer einfach, aber enorm wichtig. Sie sind es, die nach unserer Abreise die Betreuung der Tiere im Tierheim übernehmen und das Projekt weiterführen. Oftmals sind die Vorstellungen und Arbeitsansichten unterschiedlich und es braucht eine gewisse Zeit, bis man das gegenseitige Vertrauen aufgebaut hat und die Fähigkeiten das anderen einschätzen kann. Für mich ist es eine Frage des Respektes, dass ich als ausländische Fachperson nicht einfach meine Vorstellungen durchsetzte und so die Einheimischen vor den Kopf stosse, sondern versuche, die Bevölkerung vor Ort und ihre Ansichten miteinzubeziehen. Oft findet man so doch den Weg zueinander und damit die Basis für eine effiziente Zusammenarbeit.
Die unbezahlten Einsätze für den Tierschutz während meiner Freizeit gehören für mich genauso zum Alltag wie die tägliche Arbeit in einer modernen Praxis. Ich mag die Flexibilität und die Rückbesinnung auf das Wesentliche, welche man bei der Arbeit unter Feldbedingungen an den Tag legen muss. Ein gutes Team erleichtert nicht nur die Arbeit, sondern hilft auch bei der emotionalen Verarbeitung der manchmal erschreckenden Bilder, die man im Rahmen eines Hilfsprojektes antrifft. Nicht überall wird einem Tier dieselbe Wertschätzung entgegen gebracht, die in den letzten Jahren in der Schweiz zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist oder zumindest geworden sein sollte. Nicht nur, aber vor allem im Ausland, sind Tiere häufig Arbeitskräfte und taugen sie dazu nicht mehr, werden sie aus finanziellen Gründen „entsorgt". Das generalisierte Elend und viele Einzelschicksale vor Augen und die grenzenlose Dankbarkeit der Leute vor Ort motivieren mich immer wieder zu neuen Einsätzen. Oft sind es vermeintlich Kleinigkeiten wie eine Parasiten-behandlung, eine Decke zum Liegen oder ein gefüllter Topf Futter, die das Leben der Tiere so viel erträglicher machen.
In diesem Sinne auf viele weitere Einsätze.
Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz
Janina Werner
Stiftungsrätin und Tierärztin